Wünsche an die Schule und die Lehrpersonen – oder Utopie einer Bildungslandschaft

Brigitte Stark-Mäder, die ich auf Instagram kennengelernt und im Rahmen eines vom Elternverein für hochbegabte Kinder organisierten Wochenendes nun auch in real getroffen habe, verfasste den nächsten Artikel passend zu meiner Blogparade.

Danke liebe Brigitte!

Das Formulieren von Wünschen fällt mir schwerer, als Kritik anzubringen. Wir alle wissen, dass es viel einfacher ist zu kritisieren. Gleichzeitig haben viele Menschen das Wünschen verlernt. Die Kinder können das Wünschen hervorragend. Sie lernen erst mit der Zeit, dass unter Erwachsenen eine Kritiktradition herrscht und dass Wünsche, die man ausspricht, auch verletzlich machen und auf Ablehnung stossen können.

Bei uns zu Hause versuche ich das Wünschen beizubehalten. Ein herausforderndes Unterfangen bei drei kritisch denkenden Kindern. Ob das mit ihrer Hochbegabung zusammenhängt, lässt sich nur vermuten. Mir wurde auch schon als Kind zu kritisches Denken vorgehalten. Vielleicht liegt es auch in den Genen.

Meine Wünsche an eine Schule, an der sich meine Kinder wohlfühlen, sind vielfältig und liegen zum Teil sicher ausserhalb des Möglichen oder vielleicht einfach nicht in einer näheren Zukunft. Auf einen dieser Wünsche möchte ich hier näher eingehen.

Offenheit und Authentizität

Für eine zukünftige Schullandschaft erhoffe ich mir Offenheit und Authentizität. Eine Offenheit, die in den Köpfen, aber auch räumlich stattfindet. Die Kinder bringen viele eigene Ideen und Anregung mit und glühen dafür, die Welt entdecken zu dürfen. Sie bringen ihre Wünsche ein, die natürlich von einem Lehrplan abweichen, die man aber respektieren und aufnehmen kann. Dafür braucht es auch eine räumliche Offenheit.

  • Eine Offenheit, die erlaubt, dass sich Personen an der Schule einbringen dürfen, die keine pädagogische Ausbildung haben, aber die genauso für bestimmte Themen brennen und genau deshalb in diesem Bereich eine authentische Ausstrahlung haben. Personen, die die Kinder lehren, dass wünschen legitim ist und ab und zu erhört wird.
  • Offenheit, unvoreingenommen Kindern zu begegnen, Unzulänglichkeiten einzugestehen und Hilfe zu holen.
  • Offenheit, mit Eltern oder weiteren Bezugspersonen zusammenzuarbeiten und eine Kultur zu schaffen, die Menschen im Schulwesen willkommen heisst.

Ich wünsche mir die Schule keinesfalls als Wohlfühloase. Die Kinder sollen gewisse Fertigkeiten lernen müssen. Dafür braucht es ausgebildete Pädagogen, die verstehen, wie sie Kinder motivieren und auch mal fordern können, damit sie sich elementares Wissen aneignen, das sie später dringend benötigen. Doch das Wünschen soll nicht verlernt werden und sich mit dem kritischen Denken, das mir immer wichtig sein wird, die Waage halten.

Für meine Kinder, die durch ihre Hochbegabung ein vernetztes, kritisches Denken geschenkt bekommen haben, ist diese Offenheit essenziell. Sie brauchen einen Lernort, in dem sie willkommen sind und in ihrem Tempo, mit ihren Eigenarten lernen dürfen. Sie brauchen Personen, die sie begleiten und unterstützen, die keine überfordernden Erwartungen haben, die die Kinder jedoch fordern, an die Grenze bringen vom Möglichen und sie ermutigen, nach den Sternen zu greifen.

Das Wünschen fällt mir doch einfacher, als gedacht und obwohl uns Menschen ein kritisches Denken weiterbringt und für den Fortschritt nicht wegzudenken ist, glaube ich, dass Wünschen genau so effizient wäre. Vielleicht sähe der Fortschritt sogar menschlicher aus.

Brigitte Stark-Mäder 

21. Oktober 2022

Ich unterstütze die www.bildungsgerechtigkeit.ch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert